Bilanzierungsumlage Gas: Funktion, Höhe & Auswirkungen
Die Bilanzierungsumlage ist ein fester Bestandteil der Gaspreisstruktur in Deutschland. Sie wird jährlich von der Trading Hub Europe GmbH (THE) veröffentlicht und dient der Deckung von Kosten, die beim Ausgleich von Differenzen zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Gasverbrauch entstehen.
Die Umlage betrifft alle Netznutzer – vom kleinen Haushalt bis zum großen Industrieunternehmen.
Warum gibt es die Bilanzierungsumlage?
Im Gasmarkt ist es Aufgabe der Marktakteure, Angebot und Nachfrage möglichst genau vorherzusagen. Doch trotz sorgfältiger Planung kommt es immer wieder zu Abweichungen. Damit das Gasnetz trotzdem stabil bleibt, muss Energie kurzfristig zu- oder abgeführt werden, was Kosten verursacht. Die Bilanzierungsumlage verteilt diese Kosten gleichmäßig auf alle Gaskunden, um eine faire und stabile Finanzierung der Regelenergie zu gewährleisten.
Wie funktioniert der Ausgleich im Gasnetz
Damit das Gasnetz jederzeit stabil bleibt, müssen Gaslieferanten täglich prognostizieren, wie viel Gas ihre Kunden verbrauchen werden. Kommt es zu Abweichungen zwischen Prognose und tatsächlichem Verbrauch, entsteht ein Ungleichgewicht im Netz. In diesem Fall greift der Marktgebietsverantwortliche – die Trading Hub Europe (THE) ein, z. B. durch Zukauf von Gas oder Nutzung von Speichern.
Diese kurzfristigen Ausgleichsmaßnahmen verursachen Kosten, die nicht einzelnen Verursachern zugewiesen werden können. Diese Systemkosten werden über die Bilanzierungsumlage anteilig auf alle Netznutzer umgelegt.
Wer ist von der Bilanzierungsumlage betroffen?
Grundsätzlich zahlen alle Letztverbraucher die Bilanzierungsumlage. Unterschiede gibt es jedoch bei der Art der Abrechnung:
SLP-Kunden (Standardlastprofil): Dazu zählen Haushalte und kleinere Gewerbebetriebe mit standardisiertem Verbrauchsprofil. Die Umlage ist pauschal und wird über den Energieversorger weitergegeben.
RLM-Kunden (registrierende Leistungsmessung): Große Gewerbe- und Industriebetriebe mit Lastgängen zahlen die Umlage basierend auf tatsächlichen Verbrauchsdaten, häufig direkt an den Bilanzkreisverantwortlichen.
Höhe und Entwicklung der Bilanzierungsumlage Gas
Für das Gaswirtschaftsjahr 2024/2025 (1. Oktober 2024 bis 30. September 2025) hat die Trading Hub Europe (THE) die Bilanzierungsumlagen auf 0,00 €/MWh für beide Kundengruppen festgesetzt:
- SLP-Bilanzierungsumlage: 0,000 €/MWh
- RLM-Bilanzierungsumlage: 0,000 €/MWh
Die Festlegung der Bilanzierungsumlagen auf 0,00 €/MWh für das Gaswirtschaftsjahr 2024/2025 basiert auf einem Überschuss, der überwiegend aus der Umlageperiode 2022/2023 stammt – in der die Umlagen historisch hoch lagen – sowie aus geringerem Ausgleichsbedarf im Folgejahr.
Im Januar 2025 wurde der restliche Überschuss in Höhe von knapp 1 Milliarde Euro an die Rechnungsbilanzkreisverantwortlichen ausgeschüttet.
Historische Entwicklung der Bilanzierungsumlage
| Gaswirtschaftsjahr | SLP‑Bilanzierungsumlage | RLM‑Bilanzierungsumlage |
|---|---|---|
| 2021/2022 | 0,00 €/MWh | 0,00 €/MWh |
| 2022/2023 | 5,70 €/MWh | 3,90 €/MWh |
| 2023/2024 | 0,00 €/MWh | 0,00 €/MWh |
| 2024/2025 | 0,00 €/MWh | 0,00 €/MWh |
Prognose zur Entwicklung der Bilanzierungsumlage
Eine Prognose zur Entwicklung der Bilanzierungsumlage ist aufgrund der zahlreichen Einflussfaktoren schwierig. Dennoch lassen sich einige Tendenzen ableiten:
Durch die aktuell hohen Überschüsse und die damit verbundene Ausschüttung wurde für das Gaswirtschaftsjahr 2024/2025 ein Nullsatz von 0,00 €/MWh festgesetzt. Auch für die Folgejahre dürfte die Umlage zunächst niedrig bleiben, sofern keine außergewöhnlichen Marktverwerfungen oder neue Systemkosten auftreten.
Maßgeblich für die künftige Entwicklung sind insbesondere:
- das Gaspreisniveau und die Volatilität an den Handelsplätzen,
- der Energieverbrauch in Gewerbe und Industrie,
- sowie regulatorische Änderungen (z. zur Struktur der Bilanzierungsregeln oder Umlagen).
Sollten sich die Kosten für Ausgleichsenergie wieder erhöhen oder politische Eingriffe nötig werden, ist auch ein erneuter Anstieg der Umlage nicht auszuschließen.
Unternehmen mit hohem Gasverbrauch sind daher gut beraten, die Entwicklungen regelmäßig zu verfolgen und die Preisbestandteile aktiv im Blick zu behalten! Damit unsere Kunden fundierte Entscheidungen treffen können, analysieren wir fortlaufend Markt- und Verbrauchsdaten – und beraten sie frühzeitig zu möglichen Auswirkungen auf ihre Energiekosten.
Wer legt die Bilanzierungsumlage fest?
Verantwortlich für die Festlegung ist die Trading Hub Europe GmbH (THE) – der Marktgebietsverantwortliche für den deutschen Gasmarkt. Die THE veröffentlicht die neuen Umlagesätze jeweils zum 1. Oktober für das kommende Gaswirtschaftsjahr.
Gesetzliche Grundlage sind das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) sowie die Kooperationsvereinbarung Gas.
Auswirkungen auf Unternehmen
Für Unternehmen kann die Bilanzierungsumlage einen spürbaren Kostenfaktor darstellen. Zwar lässt sie sich nicht vermeiden, wohl aber strategisch managen:
- Ein Monitoring der Energieflüsse ermöglicht eine fundierte Einschätzung von Verbrauchsmustern, unterstützt bei der Wahl des richtigen Abrechnungsmodells (RLM oder SLP) und hilft, unnötige Verbräuche zu erkennen – die Basis für:
- Verbrauchsoptimierung: Durch gezielte Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion lässt sich die absolute Umlagenlast senken – insbesondere im RLM-Bereich.
Auch wenn die Bilanzierungsumlage derzeit (Gaswirtschaftsjahr 2024/2025) bei 0,00 €/MWh liegt, sollten Unternehmen die Entwicklung regelmäßig im Blick behalten – um bei künftigen Anpassungen vorbereitet zu sein.
Über EHA
Die EHA Energie-Handels-Gesellschaft ist der Energiedienstleister für Unternehmen mit vielen Standorten. Als verlässlicher Partner in allen Energiethemen bieten wir ein breites Spektrum an Services und Mehrwerten, die immer genau auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind.