CO₂-Kompensation für Unternehmen – darauf gilt es zu achten

Aktualisiert

CO₂-Kompensation
Bildquelle: iStock / gustavofrazao

CO₂-Kompensation ist beliebt, aber umstritten: Viele Unternehmen kompensieren ihre Treibhausgasemissionen durch die Förderung von Klimaschutzprojekten, erneuerbaren Energien und Entwicklungshilfen. Sie bezahlen letztendlich dafür, dass anderswo Treibhausgase eingespart werden.

Diese Praxis wird häufig kritisiert und schnell ist dann auch die Rede vom Green Washing. Unter welchen Bedingungen ist die CO₂-Kompensation sinnvoll und worauf müssen Unternehmen achten?

Was ist CO₂-Kompensation?

Das Prinzip ist verlockend simpel: Unternehmen erfassen die selbst verursachten Klimaschädigungen und lassen sie durch eine Emissionsvermeidung an einem anderen Ort ausgleichen.

Ob Endverbraucher oder Unternehmen, wer zahlt verschafft sich ein gutes Gewissen. Für das globale Klima ist es schließlich egal, an welchem Ort der Erde Treibhausgase* ausgestoßen oder eingespart werden. Die Vermeidungskosten von CO₂ sind in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern deutlich günstiger als bei uns und so werden eben dort entsprechende Projekte gefördert.

Der Transfer der Kompensationszahlung zum Klimaschutz-Projekt erfolgt über Zertifikate. Der Besitz eines Zertifikates steht dabei für eine bestimmte Menge CO₂, die durch ein Projekt eingespart wird. Der Projektbetreiber kann diese Emissionsgutschriften einmalig veräußern. Auf diese Weise steigt der Bedarf an Klimaschutzprojekten und es kommt zur zusätzlichen Emissionsminderung – so die Theorie.

Der harmonische Dreiklang: Vermeiden, vermindern, kompensieren

Die CO₂-Kompensation ist allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen eine sinnvolle Klimaschutzmaßnahme. Das beginnt mit der sorgfältigen Erfassung und der ehrlichen Bestandsaufnahme sämtlicher selbst verursachter Emissionen, keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Diese Klimabilanz z. B. für Unternehmen (Corporate Carbon Footprint) oder Produkte (Product Carbon Footprint) dienen dann als Ausgangspunkt für alle weiteren Maßnahmen.

Weil der CO₂-Ausgleich kein Freibrief für verschwenderisches Verbrauchsverhalten sein darf, beginnt ernstgemeinter Klimaschutz bereits vor der Verursachung von Emissionen. Die Formel für erfolgreichen Klimaschutz lautet vermeiden, vermindern, kompensieren. Und zwar zwingend in dieser Reihenfolge.

Die Logik dahinter: Wer zum Beispiel auf eine Dienstreise verzichtet, vermeidet Emissionen. Wer statt des Flugzeugs die Bahn nimmt, vermindert Emissionen. Und wer die am Ende noch verbliebenen Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte kompensiert, der hat das Optimum für die Umwelt herausgeholt.

Vor der Kompensation müssen also immer alle Möglichkeiten zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ausgeschöpft sein.

CO₂-Kompensation als Übergangslösung

Der Ausgleich von Treibhausgasemissionen durch die Beteiligung an Klimaschutz-Projekten ist vor allem als wichtige und sinnvolle Übergangslösung zu sehen, bis eine substanzielle Vermeidung bzw. Verminderung der Emissionen erreicht werden kann – denn dies muss das Ziel sein.

CO₂-Ausstoß nach Sektoren in Deutschland

Unternehmen – Industriebetriebe, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen – waren im Jahr 2022 für gut 26% aller Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich.

Energiebedingte Treibhaushas-Emissionen

Quelle: www.umweltbundesamt.de

Entsprechend groß sind hier die Potenziale bei den Einsparungen.

So können Unternehmen Emissionen vermeiden und vermindern

Für Unternehmen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Treibhausgasemissionen zu vermeiden und zu vermindern. Wir haben im Folgenden einige relevante Möglichkeiten bzw. Schritte für Unternehmen zusammengestellt:

1. Hilfe von Experten einholen

Lassen Sie sich von Experten beraten, die Sie mit ihrer Erfahrung auf dem Weg zu einer gesteigerten Energieeffizienz und zu einem nachhaltigeren Wirtschaften begleiten.

2. Messinfrastruktur für transparente Verbräuche schaffen

Für Unternehmen ist es elementar wichtig, Transparenz in die eigenen Energieverbräuche zu bringen, um Einsparpotenziale zu identifizieren.

Mit unserem wettbewerblichen Messstellenbetrieb für Strom sorgen wir bundesweit für Transparenz und Planungssicherheit rund um Ihre Verbrauchsdaten. Denn nur was Sie messen können, können Sie auch steuern.

3. Energieaudits oder Einführung eines Energiemanagementsystems

Mittels Energieaudits werden Einsparpotenziale identifiziert.

Die Einführung eines Energiemanagementsystems (EnMS) zielt auf die langfristige und kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz ab und Unternehmen können damit gleichzeitig die Anforderungen aus dem neuen Energieeffizienzgesetz (EnEfG) erfüllen.

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4. Setzen Sie auf ein Power Purchase Agreement

Wer sich für ein Power Purchase Agreement (PPA) auf Basis eines neuen Wind- oder Solarparks entscheidet, trägt direkt zur Förderung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien bei und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes im Stromsektor.

Was ist Green Washing?

Green Washing bezeichnet die Bemühungen und Maßnahmen von Unternehmen, durch Marketingaktivitäten und PR ein „grünes“ Image aufzubauen, ohne wirklich ernstgemeinten Klimaschutz zu betreiben oder sich wirklich für die Umwelt zu engagieren.

Unternehmen können sich beispielsweise klimaneutral stellen, indem sie sämtliche Treibhausgasemissionen durch die Förderung von Klimaschutzprojekten kompensieren – der Dreiklang Vermeiden, vermindern, kompensieren kommt hierbei allerdings nicht zum Tragen. Entsprechend kann nicht nicht von echtem Klimaschutz gesprochen werden.

Auswahl der richtigen Klimaschutzprojekte

Unternehmen sollten bei der CO₂-Kompensation darauf achten, Klimaschutzprojekte von hoher Qualität auszuwählen. Zum Beispiel muss sichergestellt sein, dass ein Projekt nur deshalb umgesetzt wird, weil es die zusätzliche Finanzierung durch den Kompensationsmechanismus erhält (Zusätzlichkeit der Emissionsminderungen). Außerdem ist eine dauerhafte Emissionsminderung verlangt.

Das Gesamtbild ist entscheidend

Hochwertige Minderungszertifikate beziehen auch soziale Aspekte mit ein. Wird beispielsweise für den Bau eines Stausees zur Wasserkrafterzeugung ein Dorf umgesiedelt, droht eine Problemverlagerung vom CO₂ zur Bodennutzung und Bevölkerungsarmut. Die Wirkungskategorie Klima gilt es immer in Einklang zu bringen mit anderen Kategorien wie Flächenkonkurrenz oder Biodervisität. Aufforstungsprojekte als CO₂-Ausgleich sind wissenschaftlich umstritten, weil sie erst nach langer Zeit Wirksamkeit entfalten und die veranschlagte Kompensationsleistung fraglich ist.

Unabhängige Prüfung und Transparenz

Förderungswürdige Klimaschutzprojekte sind von unabhängiger Seite dokumentiert und überprüft. Die Betreiber müssen transparent arbeiten, d. h. ihre Geschäftsdaten und weitere Informationen zugänglich machen. Als Orientierung dienen Labels von Anbietern wie Fairtrade.

Der Gold Standard für die CO2-Kompensation

Sehr gute Projekte sind zertifiziert nach dem Gold Standard. Dieser Qualitätsstandard für CO₂-Kompensationsprojekte wurde von Umwelt- und Entwicklungsexperten entwickelt und er berücksichtigt sowohl den Beitrag zur Emissionseinsparung als auch zur nachhaltigen Entwicklung.

 

* Der Einfachheit halber verwenden wir CO₂ als Synonym für alle Treibhausgase

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