Dekarbonisierung: Der Weg zur kohlenstofffreien Wirtschaft

Aktualisiert

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Bildquelle: Shutterstock

Die Dekarbonisierung ist notwendig, damit die Industrie und Wirtschaft den Weg für ein klimaneutrales Europa bis 2050 ebnen und stärken können – so wie es im Rahmen des „Green Deal“ der EU beschlossen wurde.

Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Dekarbonisierung? EHA klärt über ihre Bedeutung und entsprechende Maßnahmen auf.

Definition Dekarbonisierung – was ist das?

Der Begriff Dekarbonisierung ist leicht erklärt: In ihm steckt das Wort ‚Carbon‘ oder ‚Karbon‘, das für Kohlenstoff steht. De- oder Entkarbonisierung bezeichnet die Abkehr vom Kohlenstoff und damit das Szenario einer postfossilen, kohlenstofffreien Wirtschaft, speziell im Energie- bzw. Stromsektor.

Dekarbonisierung funktioniert, indem die Nutzung von kohlenstoffarmer Energie in den Vordergrund gerückt und auch der Einsatz von fossilen Brennstoffen minimiert wird.

Dekarbonisierung in Deutschland

Bei der Dekarbonisierung in Europa und Deutschland spielen vor allem die energieintensiven Sektoren Industrie, Verkehr und Gebäude eine wesentliche Rolle, weil hier die größten Einsparpotenziale liegen – was am Beispiel der industriellen Energieverwendung deutlich wird:

Industrielle Energieverwendung in Deutschland

Im Jahr 2021 stammten gerade einmal 4% der genutzten Energie in der Industrie in Deutschland aus Erneuerbaren Energien.

Industrielle Energieverwendung nach Energieträgern 2021

Industrielle Energieverwendung nach Energieträgern 2021
In Prozent an der gesamten Energiemenge
Quelle: Statistisches Bundesamt (2024)

Auch wenn sich dieser Anteil mittlerweile deutlich erhöht haben dürfte, heißt dies im Umkehrschluss, dass die deutsche Wirtschaft nach wie vor Energie vor allem aus fossilen Energieträgern bezieht und das mit umweltschädlichen Kohlenstoffemissionen als Folge einhergeht.

Dekarbonisierung: Maßnahmen bis 2050

Der Nutzung fossiler Energieträger bzw. der Reduzierung von ausgestoßenen Treibhausgasen wird bereits seit Jahren mit unterschiedlichen Maßnahmen entgegengetreten. So zum Beispiel mit dem beschlossenen Kohleausstieg und dem andauernden Prozess der Energiewende.

Ende 2019 gab EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem „European Green Deal“ einen weiteren Anstoß, Europas Industrie und Wirtschaft bis 2050 klimaneutral zu gestalten.

Ende 2023 wurde für Deutschland zudem das „Energieeffizienzgesetz” beschlossen, welches erstmals einen sektorübergreifenden Rahmen für mehr Energieeffizienz schafft, Einsparziele für den Endenergieverbrauch festlegt und damit einen wichtigen Beitrag für die deutschen Klimaziele leisten soll.

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Dekarbonisierung der Industrie

Zwei Drittel der Emissionen der Industrie entstehen energiebedingt und könnten grundsätzlich durch den Einsatz von treibhausgasneutralen Energieträgern mithilfe der dafür benötigten Technologien vermieden werden. Eine tiefgehende Umstellung der Prozesse kann also prozessbedingte Emissionen stark verringern.

Was allerdings nicht verhindert werden kann: Nicht für alle Produkte gibt es klimaneutrale Ersatzrouten. Es werden an manchen Stellen Restemissionen anfallen. Diese könnten durch CO2-Kompensation ausgeglichen oder anderweitig genutzt werden.

Dekarbonisierung im Verkehrssektor

Die Emissionen im Verkehr haben sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Im Jahr 2021 war der Verkehrssektor für rund ein Fünftel der gesamten Treibhausgasemissionen Europas verantwortlich.

Begründet ist dies durch das generell hohe Verkehrsaufkommen und die immer noch hohen Energieverbräuche:

Endenergieverbrauch Straßenverkehr in der EU-27

Endenergieverbräuche im Straßenverkehr
In Millionen Tonnen Rohöleinheiten
Quelle: Statistisches Bundesamt (2024)

Doch wie lassen sich die Emissionsquellen effektiv verringern? Die wesentlichen Hebel sind Verkehrsreduktion, Streckenverkürzung, Einhalten von Emissionsgrenzwerten und der Wechsel von Antriebssystemen und Energieträgern.

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Weitere konkrete Maßnahmen für die Mobilitätswende sind laut WWF:

Hebel 1: Personenverkehr reduzieren – Verkehrsvermeidende Stadt- und Raumplanung, Anreize gegen Zersiedelung, die Förderung virtueller Mobilität sowie die Verteuerung von Flugverkehr etc. könnten eine Reduktion um bis zu 20 Prozent ermöglichen.

Hebel 2: Motorisierten Individualverkehr auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagern – zusätzlich muss individueller Autoverkehr auf öffentlichen Verkehr, Radinfrastrukturen und Sharing-Angebote verlagert und der Lkw-Verkehr maßgeblich auf die Schiene gebracht werden.

Hebel 3: Güterverkehr reduzieren – Etwa durch die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, Vermeidung von Leerfahrten durch intelligente Steuerung sowie die Verteuerung von Lkw-Transporten.

Hebel 4: Schnelle und flächendeckende Elektrifizierung der Fahrzeuge – Also der übergreifende Ausbau von E-Mobility.

Hebel 5: Verbleibende Verbrennungsantriebe auf synthetische Kraftstoffe umstellen bis spätestens bis 2035 – Betrifft vor allem den Flugverkehr und Teile des Schwerlastverkehrs, die nicht elektrifiziert werden können.

Dekarbonisierung im Immobilien-Bereich

Nimmt man für den Immobilienbereich zu den Energieverbräuchen für Warmwasser und Heizwärme noch die verbauten (grauen) Emissionen hinzu, ist dieser Sektor laut dena Gebäudereport 2022 mit ca. 40% der Bereich, in dem in Deutschland am meisten Treibhausgasemissionen verursacht werden.

Für den Gebäudesektor gibt es die folgenden Hebel:

Hebel 1: Gebäude energetisch sanieren.

Hebel 2: Wärmepumpen, solarthermische Kollektoranlagen oder grüne Nah- bzw. Fernwärme implementieren statt Heizungen auf Basis fossiler Energieträger.

Hebel 3: Restbestände fossiler Heizanlagen über synthetische Energieträger versorgen. Auch verbesserte Gebäudedämmung spielt der Bedarfsdeckung hier positiv in die Hände.

Für die mittelfristige Dekarbonisierung des Gebäudesektors bedarf es der Beantwortung dreier Fragen: Wie viel Wohnfläche ist genug? Wie energieeffizient sollten Gebäude sein? Wie sollten Gebäude beheizt werden?

Fazit

Um bis 2035 die von Deutschland gewünschte Klimaneutralität zu erreichen, was ein wichtiger Schritt auch in Richtung EU Green Deal wäre, braucht es zusätzliche Maßnahmen und Prozesse. Nicht nur in den drei vorgestellten Sektoren, sondern überall dort, wo es Einsparpotential durch Umdenken und neue Prozesse gibt. Es ist Aufgabe für Politik, Industrie, Wirtschaft und für uns alle.

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