Hitze belastet das Stromnetz – das müssen Unternehmen wissen

Reform der Netzentgelte
Bildquelle: Jenny Sturm / www.adobestock.com

Mehr Hitzetage, mehr Stromverbrauch, weniger Netzstabilität: Der Klimawandel verändert die Energiebedarfe in ganz Deutschland. Damit werden insbesondere Unternehmen vor neue Herausforderungen gestellt.

Was die steigende Anzahl an Hitzetagen für das Stromnetz und insbesondere Unternehmen bedeutet, beleuchten wir in diesem Artikel.

Versorgungssicherheit an Hitzetagen

Die Energiewende setzt auf Erneuerbare Energien – zurecht. Doch an heißen Tagen treffen zwei Entwicklungen aufeinander: Steigende Nachfrage bei gleichzeitiger Volatilität der Erzeugung.

Netzbetreiber, Versorger und auch Unternehmen müssen zunehmend Strategien entwickeln, um diesen Belastungen systematisch begegnen zu können.

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Warum Hitzetage zur Systemlast werden

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) hat sich die Zahl der Hitzetage in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. 2023 gab es in Teilen von NRW sogar über 25 Hitzetage.

Mit den Temperaturen steigen auch die Stromverbräuche – besonders durch Kühlung und Klimatisierung.

EHA Praxisdaten aus NRW: 22 % Mehrverbrauch bei Hitze

Unsere Auswertungen zeigen deutlich, wie stark sich Hitzetage auf den Stromverbrauch von Unternehmen auswirken:

Im Zeitraum vom 30. Juni bis 13. Juli 2025 haben wir exemplarisch die Lastprofile unserer Kunden in Nordrhein-Westfalen analysiert und mit den Tagesdurchschnittstemperaturen in Köln verglichen.

An den besonders heißen Tagen, Dienstag, 01.07., und Mittwoch, 02.07., lagen die Durchschnittstemperaturen jeweils über 26,5 °C. Der Stromverbrauch war an diesen Tagen rund 22 % höher als an den entsprechenden Tagen der Folgewoche, als die Temperaturen bei etwa 16 °C lagen.

Vergleichstage Temp. KW 27 MWh KW 27 Temp. KW 28 MWh KW 28 Veränderung
30.06./07.07.2025 24,5°C 4.307 16,1°C 3.799 13.4%
01.07./08.07.2025 27,1°C 4.469 15,5°C 3.670 21.8%
02.07./09.07.2025 26,7°C 4.531 16,6°C 3.730 21.5%
03.07./10.07.2025 19,2°C 4.093 17,8°C 3.803 7.6%
04.07./11.07.2025 18,7°C 3.989 18,3°C 3.860 3.3%
05.07./12.07.2025 19,6°C 3.802 18,9°C 3.688 3.1%
06.07./13.07.2025 16,1°C 2.147 19,5°C 2.149 -0.1%

Europa unter Hitzestress – Stromnetze am Limit

Auch andere Länder in Europa haben in aktuellen Hitzewellen massive Herausforderungen erlebt:

  • In Italien kam es im Juli 2025 in Städten wie Florenz und Bergamo zu lokalen Stromausfällen – verursacht durch überlastete Netze und überhitzte Kabel.
  • In Frankreich und der Schweiz mussten Kernkraftwerke ihre Leistung drosseln oder abschalten, da das zur Kühlung der Reaktoren genutzte Flusswasser zu warm war, um es ohne ökologische Risiken wieder in den Fluss zurückzuführen. Die Rückführung ist nur bis zu bestimmten Temperaturgrenzwerten erlaubt, um Schäden für Flora und Fauna zu vermeiden.

Verschiebung der Tageslast

An Hitzetagen verschiebt sich die Tageslast im Stromnetz spürbar: Statt wie üblich am Vormittag, liegt der Spitzenverbrauch zunehmend zwischen 14 und 18 Uhr. 

Normaler Sommertag vs. Hitzetag

Vergleich Lastgang NRW: Normaler Sommertag vs. Hitzetag
Vergleich Lastgang NRW: Normaler Sommertag vs. Hitzetag (Symbol-Grafik)

Hauptursache ist Einsatz von Klimaanlagen und Kühltechnik in Gewerbe, Industrie und Privathaushalten in den heißen Nachmittagsstunden.

Diese Verschiebung kann aus unterschiedlichen Gründen problematisch für das Stromnetz sein:

  • Die Netzbelastung steigt: Die gleichzeitige Last führt zu höherem Druck auf Verteilnetze.
  • Solarerzeugung sinkt: Während der Verbrauch steigt, nimmt die PV-Leistung am späten Nachmittag bereits wieder ab.

Nebeneffekte sind:

  • Kosten und Emissionen nehmen zu: Teure und CO₂-intensivere Spitzenlastkraftwerke müssen einspringen.
  • Versorgungsrisiken wachsen: Insbesondere bei geringer Windkraft kann die Systemstabilität gefährdet sein – was im schlimmsten Falle zu Brown- oder sogar Blackouts führen kann.

Unternehmen besonders betroffen

Unternehmen mit energieintensiven Prozessen, hohem Kühlbedarf oder digitaler Infrastruktur stehen an Hitzetagen vor besonderen Herausforderungen:

  • Supermärkte: Verbrauchsspitzen bis zu 30 % über dem Durchschnitt
  • Rechenzentren: Hoher Grundlastverbrauch – unabhängig von Tageszeit
  • Lebensmittelindustrie: Gesteigerter Kühlbedarf zur Produktsicherung
  • Chemie und Pharma: Erhöhte Prozessanforderungen
  • Produktionsanlagen: Thermisch bedingte Effizienzverluste

Zudem sind Unternehmen immer auch abhängig von der Versorgungssicherheit, auf die sie als einzelnes Unternehmen nur begrenzt Einfluss nehmen können.

Was Unternehmen jetzt tun sollten

Um Risiken zu minimieren, Kosten zu senken und die Resilienz zu steigern, empfehlen wir folgende Maßnahmen:

Lastspitzen analysieren und verschieben

Identifizieren Sie Ihre Verbrauchsspitzen – z. B. mithilfe von Energiemonitoring – und verlagern Sie nicht kritische Prozesse in verbrauchsarme Zeiten.

Eigenversorgung und Speicherlösungen nutzen

PV-Anlagen und Batteriespeicher helfen, den Eigenverbrauch zu maximieren und das Netz gezielt zu entlasten.

Energetische Sanierung prüfen

Investitionen in moderne Gebäudetechnik, effizientere Kühlung und optimierte Lüftung wirken doppelt: Kostenersparnis und Netzentlastung.

Förderprogramme nutzen

  • §19 StromNEV ermöglicht für Großverbraucher reduzierte Netzentgelte bei atypischer Netznutzung bzw. Lastprofilen – etwa bei nächtlicher Produktion oder gezielter Lastverlagerung.

Auch BAFA-Fördermittel sind verfügbar – z. B. für Messtechnik und Steuerungssysteme.

Fazit: Hitze ist der neue Belastungstest

Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt – und mit ihr neue Belastungen für Stromnetze, Preise und Infrastrukturen.

Unternehmen sind gut beraten, frühzeitig zu handeln. Denn wer vorbereitet ist, kann nicht nur Versorgungsrisiken senken, sondern auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken.

EHA unterstützt Sie dabei – mit Analyse, Beratung und in der Umsetzung. Wir freuen uns auf Sie!

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