Strommarktreform: EU will neues Strommarktdesign

Strommarktreform: EU will neues Strommarktdesign
Credits: Grecaud Paul / www.adobestock.com

Die Europäische Union plant eine Reform des gemeinsamen Strommarktes der Länder. Ziel ist es, die Verbraucher und die Unternehmen in Zukunft besser vor stark schwankenden und extrem hohen Strompreisen zu schützen.

Jan-Oliver Heidrich, EHA Geschäftsführer und Vorsitzender Energieausschuss beim HDE, erläutert die Hintergründe und sagt, warum er das Vorhaben begrüßt.

Was hat die EU mit der Reform des Strommarktes im Sinn?

Ausgehend vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden wir in 2022 mit explodierenden Gaspreisen und in der Folge auch extrem gestiegenen Strompreisen konfrontiert. Diese Energiekrise wirkte als Treiber einer Reform des Strommarktdesigns der EU-Länder, die als langfristige Lösung in Zukunft ähnliche Szenarien vermeiden soll.

Jan-Oliver Heidrich, EHA Geschäftsführer und Vorsitzender des Energieausschusses beim Handelsverband Deutschland HDE
Jan-Oliver Heidrich, EHA Geschäftsführer und Vorsitzender des Energieausschusses beim Handelsverband Deutschland HDE

Welche Neuregelungen sind konkret geplant?

Ein Kernpunkt der Reform sind langfristige zweiseitige Differenzverträge zwischen Regierungen und Stromerzeugern. Die Contracts for Difference (CfD) sind ein symmetrisches Fördermodell und garantieren investitionswilligen Erzeugern einen Mindestpreis für ihre Energie. Sollte der Marktpreis unter eine definierte Grenze fallen, gleicht der Staat die Differenz aus. Umgekehrt gehen erzielte Überschüsse ab einer bestimmten Schwelle an den Staat. So werden Auswüchse der Vergangenheit, Stichwort Übergewinnsteuer, eingedämmt.

Unternehmen können als Stromverbraucher bald mit stabileren Preisen rechnen, wenn sie langfristige Versorgungsverträge abschließen.

Bei der Umsetzung der Strommarktreform haben die EU-Länder Spielraum. In Deutschland soll die Regelung nur für Investitionen in Erneuerbare Energien gelten, während in Frankreich zum Beispiel auch Kernkraft einbezogen werden kann.

Hat die EU-Strommarktreform Auswirkungen auf das bisher geltende „Merit-Order-Prinzip“?

Keineswegs. Die Preisbildung auf dem Markt bleibt prinzipiell unangetastet und abhängig von den bei der Stromerzeugung eingesetzten fossilen Brennstoffen. Weiterhin werden gemäß der Merit Order die Kraftwerke, die fortlaufend sehr preisgünstig Strom produzieren, als erstes zur Einspeisung zugeschaltet. Allerdings bekommen wir jetzt die Contracts for Difference als Puffer zwischen den Märkten und den Stromrechnungen.

Wie bewerten Sie das neue Strommarktdesign?

Die Reform des Strommarktes ist sinnvoll, weil sie in Deutschland einen Anreiz für Investoren in erneuerbare Energien setzt. Natürlich müssen deren Stromgestehungskosten refinanziert und Renditeanforderungen befriedigt werden, sonst wird niemand investieren. Die Finanzierung unseres Systems stößt perspektivisch aber an Grenzen, weil der Differenzbetrag zwischen sinkenden Marktwerten der Erneuerbaren und den Stromgestehungskosten ausgeglichen werden muss. Das passierte bisher durch die EEG-Umlage, jetzt über das Steuersystem. Mit weiterem Zubau Erneuerbarer Energien wird auch der zu finanzierende Differenzbetrag größer werden.

Grundsätzlich ist der europäische Strommarkt eine Erfolgsgeschichte, er wird immer wichtiger und funktioniert immer besser. Letztendlich profitieren die Verbraucher.

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