Der Strommarkt in Deutschland – Überblick, Akteure & Marktrollen

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Der Strommarkt in Deutschland – Überblick, Akteure
Bildquelle: iStock

Vom Grundsatz her funktioniert der Strommarkt wie jeder andere Markt: Auf dem Strommarkt werden Angebot und Nachfrage zu Strom zusammengebracht. Diese sind preisbestimmend.

Das Besondere am Strommarkt ist: Strom muss zu überwiegenden Teilen genau in dem Moment produziert werden, in dem er auch verbraucht wird.

Angebot und Nachfrage am Strommarkt

Angebot und Nachfrage am Strommarkt in Einklang zu bringen, ist im Laufe der Jahre, insbesondere durch den immer weiter ansteigenden Anteil an Erneuerbaren Energien im Strommix Deutschlands, immer herausfordernder geworden.

Während die Stromnachfrage vergleichsweise gut planbar ist, lässt sich das Angebot an Strom durch Erneuerbare Energie vergleichsweise schwierig vorausplanen. Steht beispielsweise durch stärkeren Wind oder eine höhere Anzahl an Sonnenstunden unvorhergesehen mehr Strom zur Verfügung als geplant, müssen dafür die konventionelle Stromerzeugung zurückgefahren werden.

Dieser fortwährende Prozess das Angebot und die Nachfrage in Einklang zu bringen wird als Kraftwerkseinsatzplanung (Dispatch) und Kraftwerkseinsatzoptimierung (Redispatch) bezeichnet.

Die Komplexität dieses Prozesses, lässt sich gut anhand der interaktiven Darstellung zur „Stromerzeugung und -verbrauch in Deutschland” der Bundesnetzagentur erkennen:

Stromerzeugung & -verbrauch in Deutschland im Zeitverlauf

Stromerzeugung
Quelle: https://www.smard.de/home

Die diversen Erzeugungsmöglichkeiten für Strom müssen also stets so gesteuert werden, dass genügend Strom für den prognostizierten Verbrauch zur Verfügung steht.

Import und Export von Strom sind hier noch gar nicht einbezogen.

Die Bildung des Strompreises

Wie auf jedem anderen Markt bestimmen Angebot und Nachfrage auch den Preis für Strom. Vereinfacht gesagt: Steht viel Strom zur Verfügung, sinkt der Preis. Treffen hingegen ein kleines Angebot und eine erhöhte Nachfrage aufeinander, steigt der Preis. So ist es am Strommarkt üblich, dass die Preise sich mehrmals am Tag ändern.

Hier spielt auch die sogenannte Merit-Order eine wichtige Rolle: Die Reihenfolge, in der stromproduzierenden Kraftwerke für die Stromeinspeisung zugeschaltet werden. In Zeiten hoher Nachfrage müssen verstärkt teure Kraftwerke genutzt werden, um die Nachfrage zu decken.

Unser Tipp: Unternehmen sollten sich durch eine risikominimierte und strukturierte Strombeschaffung vor starken Preisschwankungen absichern.

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Die Akteure am Strommarkt

Es gibt einige Teilnehmer am Strommarkt. Diese haben wiederum viele unterschiedliche Marktrollen inne. Dadurch ergeben sich viele Begriffe und Schlagworte im Energiebereich. Um es einfacher zu halten, werden hier nur die wichtigsten Akteure vorgestellt, die am Markt aktiv sind.

Die Stromproduzenten / -erzeuger

Wie der Begriff schon sagt, sind alle Unternehmen oder Personen, die Strom produzieren, Stromerzeuger bzw. -produzenten.

Egal, ob die Energie mittels Windes, Wasserkraft, Photovoltaik, Biomasse oder Geothermie erzeugt wurde oder über Kraftwerke, die fossile Brennstoffe nutzen, wie Braun- oder Steinkohle, Erdgas, Öl oder Uran; im Ergebnis entsteht ein homogenes Produkt: Strom.

Die „Big Four“, also die vier größten Stromerzeuger in Deutschland sind RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW. Daneben gibt es eine Vielzahl mittelgroßer Produzenten, vor allem lokale oder regionale Stadtwerke. Diese Produzenten nehmen oft auch die Rolle des Grundversorgers ein.

Durch die Energiewende ist über die vergangenen Jahre ein neuer Erzeugertyp hinzugekommen: Betreiber von Biomasse-, Windkraft- oder Photovoltaikanlagen. So kann heute auch eine Privatperson Stromerzeuger sein, wenn z. B. eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert ist.

Einen Überblick über Stromerzeuger liefert die Bundesnetzagentur auf einer interaktiven Kraftwerkskarte.

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Die Stromversorger

Als Verbraucher bezieht man seinen Strom in der Regel über einen Stromversorger, der die Belieferung eines Haushalts oder Unternehmens mit Strom sicherstellt. Auch wenn viele, gerade die größeren Erzeuger sowohl Strom produzieren als auch Kunden versorgen, ist die eigene Stromproduktion keinesfalls notwendig für eine Stromlieferung an Kunden.

Der Stromversorger beschafft die benötigten Mengen und meldet gegenüber dem Netzbetreiber täglich den prognostizierten Stromverbrauch an. Er sorgt außerdem für einen reibungslosen Ablauf aller Prozesse im Hintergrund und übernimmt in der Regel die Abrechnung aller Abgaben und Umlagen, die zusätzlich zu den Energiekosten anfallen.

Die Beschaffung der Strommengen erfolgt über organisierte Handelsplätze wie die Strombörse in Leipzig (EEX) oder durch direkte, außerbörsliche Handelsgeschäfte (OTC) zwischen Geschäftspartnern. Dabei können unterschiedliche Produkte gekauft werden, wie z. B. Strom für ganze Jahre, bestimmte Monate, einzelne Stunden oder sogar Viertelstunden.

Der Stromversorger ist eine Art Mittler zwischen Kunde, Stromproduzent und Stromnetz. Er kümmert sich um sämtliche Abstimmungen damit der Strom auch die Verbrauchsstellen erreicht und abgerechnet werden kann. Die Stromkosten für den Verbraucher beeinflusst der Versorger durch seine Beschaffungsstrategie und eigene Entgelte.

Stromnetzbetreiber

Der Stromnetzbetreiber ist für die Infrastruktur und die Transportwege zuständig. Er muss sicherstellen, dass die Netze stabil sind und der erzeugte Strom die Verbraucher erreicht.

Das Stromnetz verfügt über verschiedene Spannungsebenen, für welche die Netzbetreiber zuständig sind.

Ebenen des Energieversorgungsnetzes und Zuständigkeiten

Das deutsche Stromnetz ist hierarchisch aufgebaut und in mehrere Spannungsebenen gegliedert, die unterschiedliche Aufgaben im Energiefluss erfüllen.

An der Spitze steht das Übertragungsnetz (Höchstspannung, 220 kV–380 kV), das große Energiemengen über weite Strecken transportiert und nationale sowie europäische Versorgungssicherheit gewährleistet. Es wird von vier Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) gesteuert und bildet das Rückgrat des Strommarktes.

Darunter folgt das Verteilnetz, das sich in drei Ebenen gliedert:

  1. Hochspannungsnetz (z. B. 110 kV): das überregionale Verteilernetz, über das industrielle Großverbraucher sowie große Umspannwerke angebunden sind.
  2. Mittelspannungsnetz (z. B. 10–30 kV): das regionale Verteilernetz, das vor allem Gewerbegebiete, kleinere Industrieanlagen und größere öffentliche Einrichtungen versorgt.
  3. Niederspannungsnetz (400 V): das lokale Verteilernetz, das Haushalte, kleinere Betriebe und Einzelhandelsflächen mit Strom beliefert.
Strommarkt Deutschland – Netzebenen

Messstellenbetreiber

Während Netzbetreiber für die physische Verteilung von Strom über die verschiedenen Spannungsebenen hinweg verantwortlich sind, liegt eine weitere zentrale Funktion im Strommarkt bei den Messstellenbetreibern: Sie sorgen dafür, dass Stromverbräuche korrekt erfasst und abgerechnet werden können – eine Voraussetzung für Markttransparenz und Verbrauchssteuerung.

Häufig übernehmen die lokalen Netzbetreiber auch die Rolle des sogenannten grundzuständigen Messstellenbetreibers. Sie sind damit nicht nur für den Betrieb der Verteilnetze zuständig, sondern stellen auch die Standard-Messtechnik für Stromverbrauch und Einspeisung bereit. Neben den grundzuständigen Messstellenbetreibern gibt es wettbewerbliche Messstellenbetreiber, die oft erweiterte Leistungen anbieten, etwa intelligente Messsysteme (Smart Meter), Echtzeit-Datenanalysen oder automatisierte Schnittstellen für das Energiemanagement.

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Der Staat als regulierende Instanz

Die, für die Verteilung und den Transport des Stroms notwendigen Stromnetze, stellen ein natürliches Monopol dar, da hier ein Wettbewerb kaum hergestellt werden kann. Der Transport und die Verteilung des Stroms sind daher staatlich reguliert. Entsprechend muss der Staat hier als zusätzlicher Akteur auf dem Strommarkt genannt werden.

Die staatlich regulierten Übertragungs- und Verteilnetzentgelte machen mittlerweile rund ein Viertel der Strompreise aus. Zusätzliche staatlichen Abgaben, Steuern und Umlagen – hierzu zählen unter anderem die Konzessionsabgabe, Netzentgelte, die Offshore-Haftungsumlage und weitere – tragen dazu bei, dass der Strompreis aktuell zu knapp 60% aus gesetzlichen Abgaben besteht.

Marktrollen in der Energiewirtschaft

Ein wesentlicher Baustein im Rahmen der Energiewende ist der elektronische Datenaustausch bzw. die digitale Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren des Strommarktes. Das Ziel ist ein sogenanntes Smart Grid. Also ein Stromnetz in dem eine kommunikative Vernetzung und Steuerung aller Akteure des Strommarkts möglich ist.

Um diese Kommunikation zwischen den Marktpartnern im Rahmen des elektronischen Datenaustauschs zu erleichtern, hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) im Mai 2019 das „Rollenmodell für die Marktkommunikation im deutschen Energiemarkt“ erarbeitet und veröffentlicht.

Bis der deutsche bzw. europäische Strommarkt dem Marktrollenmodell entspricht, wird wohl aber noch einige Zeit vergehen.

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