Verbrauchsprognosen Strom: Sinkender Strombedarf und Energiewende

Die Ampelregierung hat in Erwartung eines prognostizierten steigenden Stromverbrauchs den Ausbau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien vorangetrieben.
Inzwischen jedoch melden sich immer mehr Experten zu Wort, die die Strombedarfsprognosen für überhöht halten. Stimmt das? Und welche Auswirkungen hätte ein schwächelnder Stromverbrauch für die Energiewende?
Verbrauchsprognose Strom bis 2030 für Deutschland
Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet bis 2030 mit einem Anstieg des Stromverbrauchs auf bis zu 750 Terrawattstunden jährlich, was etwa ein Drittel mehr als der Verbrauch im Vergleichsjahr 2021 wäre.
Diese Stromverbrauchsprognose ist Planungsgrundlage für den Ausbau der Erzeugungsanlagen von Erneuerbaren Energien sowie der Netze.
Verbrauchsprognose wird in Frage gestellt
Heute halten renommierte Fachleute wie der Ökonom Andreas Löschel diese Prognosen für überhöht und glauben, dass Deutschland mittelfristig deutlich weniger Strom benötigt (FAZ-Interview vom 18.01.2025). Die aktuellen Investitionspläne müssten dann auf den Prüfstand gestellt werden.
Tatsächlich ist der Verbrauch in Folge des Ukrainekriegs stark gesunken und verharrt bis heute auf einem niedrigen Niveau, 2024 waren es lediglich 512 Terrawattstunden.

Jan-Oliver Heidrich, EHA Geschäftsführer und Vorsitzender des Energieausschuss beim Handelsverband Deutschland (HDE), hält die niedrigere Prognose der Experten für logisch und nachvollziehbar.
Er nennt im Wesentlichen drei Gründe dafür. „Die Ausbauziele bei den elektrischen Wärmepumpen wurden verfehlt und auch der Ausbau der E-Mobilität kommt nicht so in Schwung wie erhofft. Außerdem mindern die lahmende Konjunktur und Produktionsverlagerungen ins Ausland den Strombedarf der Industrie.“
Allerdings nennt Heidrich auch einen „positiven“ Grund für den reduzierten Verbrauch in Industrie und Wirtschaft: „Effizienzsteigerungen zeigen in der Praxis Wirkung und spielen daher ebenfalls eine Rolle bei der Energieverbrauchsminderung.“ Beleg dafür ist der Anstieg der sogenannten Energieproduktivität, die das ökonomische Maß für die Energieeffizienz ist.
Auswirkungen einer zu hohen Stromverbrauchsprognose
Eine zu hohe Stromverbrauchsprognose hat laut Heidrich vor allem Auswirkungen auf die Netzentgelte und den Netzausbau, aber auch auf die Ausschreibungen für Erneuerbare Energien.
Die Netzentgelte müssen nicht in der Form erhöht werden, wie erwartet, wenn die Verbräuche geringer ausfallen als prognostiziert. Dies kann dann ein Signal für Investitionsentscheidungen der Industrie(-verbraucher) sein.

Über EHA
Die EHA Energie-Handels-Gesellschaft ist der Energiedienstleister für Unternehmen mit vielen Standorten. Als verlässlicher Partner in allen Energiethemen bieten wir ein breites Spektrum an Services und Mehrwerten, die immer genau auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind.