Was bringt das Energiejahr 2024?

Ein Interview mit den EHA-Geschäftsführern Dirk Mithöfer und Jan-Oliver Heidrich

Was bringt das Energiejahr 2024? – ein Interview mit den EHA-Geschäftsführern Dirk Mithöfer und Jan-Oliver Heidrich
Die EHA-Geschäftsführer Dirk Mithöfer und Jan-Oliver Heidrich

Die EHA-Geschäftsführer Jan-Oliver Heidrich und Dirk Mithöfer geben einen Ausblick auf spannende Energiethemen für das Jahr 2024.

Jan-Oliver Heidrich, EHA-Geschäftsführer und Vorsitzender Energieausschuss beim Handelsverband Deutschland (HDE)
Jan-Oliver Heidrich, EHA-Geschäftsführer und Vorsitzender Energieausschuss beim Handelsverband Deutschland (HDE)

Unsicherheitsfaktor Stromkosten – Schutz vor Preisschwankungen schaffen!

Welche Trends gibt es bei der Belieferung mit erneuerbaren Energien?

In Zeiten volatiler Strompreise sollten sich insbesondere Großverbraucher ein Stück Planungssicherheit verschaffen. EHA unterstützt Unternehmen dabei, ihre Beschaffung zu diversifizieren und ihr Preisrisiko zu minimieren. Ein probates Mittel sind Power Purchase Agreements (PPA). Hierbei handelt es sich um langfristige Stromlieferverträge zwischen Erzeugern erneuerbarer Energien und Verbrauchern, die oft an einen bestimmten Wind- oder Solarpark gekoppelt sind.

Wer sich für so ein PPA entscheidet, verschafft sich eine langfristige Kostenabsicherung und fördert zudem direkt den Ausbau der Erneuerbaren Energien. EHA hat PPA schon für mehrere Kunden erfolgreich umgesetzt. Die Rewe Group zum Beispiel bezieht ab 2025 über einen Zeitraum von zehn Jahren Strom aus dem neuen Windpark Borkum Riffgrund 3. Nach Fertigstellung wird die Anlage der größte Offshore-Windpark in Deutschland sein und die Kapazität eines großen Kohlekraftwerks haben.

Unser Projektpartner Ørsted installiert derzeit die Fundamente für über 80 Windräder und in diesem Jahr werden noch einige Meilensteine im Projekt folgen. In Zukunft wollen wir gerne noch viele weitere PPA für unsere Kunden realisieren.

Auch die EU plant Schutzmaßnahmen gegen hohe Strompreise und reformiert das Marktdesign. Was erwartet die Unternehmen in 2024?

Die EU-Energieminister haben sich kurz vor Jahresende auf eine Reform des gemeinsamen Strommarkts geeinigt, die bis zur Europawahl im Juni 2024 in Kraft treten soll. Wesentliches Element der Reform sind langfristige zweiseitige Differenzverträge zwischen Regierungen und Stromerzeugern. Die Contracts for Difference (CfD) garantieren investitionswilligen Erzeugern einen Mindestpreis für ihre Energie. Sollte der Marktpreis aber über eine definierte Schwelle steigen, gehen die Überschüsse an den Staat. Unternehmen profitieren daher bald von stabileren Strompreisen, wenn sie langfristige Versorgungsverträge abschließen.

Gibt es für Unternehmen noch weitere sinnvolle Wege, Stromkosten zu sparen?

Wer Flachdächer oder Freiflächen zur Verfügung hat, sollte den Einsatz von Photovoltaikanlagen in Erwägung ziehen, um so Planungssicherheit zu gewinnen. Wenn die Unternehmen den erzeugten Strom dann noch selbst verbrauchen, sparen sie überdies Entgelte und Umlagen.

Besonders rentabel sind große Photovoltaikanlagen. EHA hat mit dem Verwaltungs- und Logistikzentrum von Rewe Nord in Henstedt-Ulzburg aktuell ein beispielhaftes Photovoltaikprojekt vorzuweisen. Dort wurden Solarpanels mit einer Modulfläche von 6480 m² installiert, die eine Energiemenge erzeugen, die zur Deckung von 10 Prozent des Standortbedarfs ausreicht.

Wir haben für die Rewe Group ein standardisiertes PV-Anlagenkonzept entwickelt, das als intelligente Lösung für Bestandsgebäude funktioniert und die langfristige Betriebsführung erleichtert. Das modular erweiterbare und skalierbare System mit vorkonfektionierten Komponentenblöcken lässt sich einfach und bedarfsgerecht an einzelne Standorte anpassen – ein Konzept mit Modellcharakter für andere Unternehmen.

Dirk Mithöfer, EHA-Geschäftsführer

Netzentgelte als Preistreiber und die Pflicht zu mehr Energieeffizienz

Das Jahr 2023 endete mit schlechten Nachrichten für Stromkunden. Mit Wirkung zum Januar 2024 wurden die Netzentgelte teilweise mehr als verdoppelt. Was sind die Gründe für den rasanten Anstieg und was bedeutet das für EHA-Kunden?

Der Betrieb der Übertragungsnetze für Strom ist deutlich teurer geworden. Das liegt an den gestiegenen Gaspreisen. Zur kurzfristigen Stabilisierung der Netze fordern die Übertragungsnetzbetreiber viel Strom aus Gaskraftwerken an und die Kosten für die Beschaffung dieser Regelenergie sind stark gestiegen. Dazu kommen noch die Kosten für den Netzausbau.

Eigentlich wollte die Bundesregierung die Netzentgelte für 2024 mit 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bezuschussen. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds wurde der Zuschuss jedoch im Dezember gestrichen. Infolgedessen erhöhten die Netzbetreiber die Nutzungskosten von durchschnittlich 3,12 Cent /kWh auf 6,43 Cent/kWh.

EHA-Kunden sind trotz der gestiegenen Netzentgelte in einer vergleichsweise komfortablen Position, weil wir durch unsere langfristige, strukturierte Beschaffung Strompreise unter dem Marktdurchschnitt erzielen und in manchen Fällen auch die Netzentgelte reduzieren können.

Neue Herausforderungen bringt auch das Energieeffizienzgesetz, welches am 1. Januar in Kraft getreten ist. Was kommt da auf die Unternehmen zu?

Das Gesetz nimmt Unternehmen in die Pflicht, verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz einzuführen. Darüber hinaus gibt es viele neue Berichtspflichten.

Konkret müssen Unternehmen ohne KMU-Status, die weniger als 2,5 GWh Jahresverbrauch haben, Energieaudits durchführen. Betriebe mit mehr als 2,5 GWh Jahresverbrauch benötigen zusätzlich innerhalb von drei Jahren Energieeinsparpläne und müssen ihre Abwärmenutzung optimieren. Wer als Unternehmen über 7,5 GWh verbraucht, ist jetzt sogar zur Einführung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems verpflichtet. Und für bestimmte Rechenzentren gelten noch umfangreichere Vorgaben.

Generell sollten sich alle betroffenen Unternehmen den Herausforderungen des Energieeffizienzgesetzes so schnell wie möglich stellen. Für manche kann sich sogar eine Übererfüllung der Vorgaben wirtschaftlich lohnen. Die Erhebung und Analyse von Verbrauchsdaten ist die Voraussetzung für alle Effizienzmaßnahmen. EHA generiert diese Daten durch den Messtellenbetrieb und bietet darüber hinaus verlässliche Tools für das Energiecontrolling. So können zum Beispiel teure Leistungsspitzen erkannt und vermieden werden.

Ein Vorreiter in Sachen Energieeffizienz ist traditionell die Rewe Group. Der Handelskonzern steuert seine Maßnahmen über ein zentrales Energiemanagement und überprüft die Fortschritte in einer jährlichen Klimabilanz. Dazu leistet auch EHA einen Beitrag?

Ja – und dieser Beitrag wird immer größer. Neben der Bereitstellung und Analyse der Verbrauchsdaten von Strom und Wärme sind wir jetzt z. B. auch für die Datenerfassung der Bereiche Kälte und Dienstreisen verantwortlich. Damit übernehmen wir die Hauptverantwortung in Sachen Klimabilanz der Rewe Group. Zugute kommt uns dabei, dass EHA schon seit vielen Jahren eine eigene Klimabilanz erstellt und dass wir die Learnings für die Rewe Group nutzen können. Unsere Klimabilanz erfassen wir ab 2024 dann nicht mehr separat, sondern geht in der Konzernbilanz auf.

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Die EHA Energie-Handels-Gesellschaft ist der Energiedienstleister für Unternehmen mit vielen Standorten. Als verlässlicher Partner in allen Energiethemen bieten wir ein breites Spektrum an Services und Mehrwerten, die immer genau auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind.

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